Winterwanderung: Das Stadtgebiet westlich des Mains

Im Rahmen der beliebten Reihe "Wanderungen durch die vier Jahreszeiten" haben Wanderführer Wolfgang Hüttner und Journalist Franz Böhmer bereits dreimal einige der schönsten und malerischsten Strecken der Region erkundet und für die Leserinnen und Leser dokumentiert. Ihre diesjährige 17 km lange Winterwanderung umfasst Teile des Stadtgebiets von Bad Staffelstein westlich des Maines. Begleiten Sie die beiden durch die idyllische Winterlandschaft vorbei an einigen der schönsten Kulturdenkmälern:

Ausgangspunkt Bad Staffelstein

Wir starten in Bad Staffelstein am Bahnhof. Die Sicht war bei der Wanderung nicht ganz klar. Aber die Schneedecke von 5 bis 10 cm stellt uns die Landschaft in herrlich weißem Glanze dar. Gute Wanderbedingen wurden vorgefunden und in den Wäldern bot sich uns ein Hauch von Unberührtheit. Diese, wie auch die Wanderungen in den übrigen Jahreszeiten, eignen sich für ganzjährige Touren. Wir nutzen den Fuß- und Radweg Richtung Unnersdorf. Das Kurhotel und Klinikum Bad Staffelstein säumen den Weg; ein Blick zur Therme ergibt sich hin und wieder. Hier wird einem vor Augen geführt, welche dynamische Entwicklung das Gesundheitszentrum Bad Staffelstein in den letzten Jahren genommen hat. Das Freizeitzentrum komplettiert diese Entwicklung und zeigt uns gleichzeitig auf, wie wichtig es ist, dem Gast ein Gefühl des Wohlbehagens zu vermitteln.

Wir queren den Main. Er zieht sich wie eine Lebensader durch das Tal. Schon viele Völker sind durch das Maintal gezogen bzw. bevölkerten es. Beginnt man mit den Kelten, Markomannen, Alemannen, Thüringern, Goten und nicht zuletzt den Franken. All diese Völker haben auch ihre Kulturen hinterlassen. Diese Kulturen verschmolzen sich im Lauf der Jahrhunderte und es entstanden glückliche Verbindungen. Diese können wir heute noch entlang des Mains gut nachvollziehen: herrliche, mauerbewärte Städte, Burgen, Klöster, Kirchen, Dome, Kultorte und altes Handwerk. Schweift man augenfällig durch die Landschaft des Tales, die besonders im Oberen Maintal ihre Reize aufzeigt, so scheint es nicht verwunderlich, dass der Dichter Viktor von Scheffel bei seinem Aufenthalt 1859 auf Kloster Banz die Region als "Gottes Garten am Obermain" umschrieb.

Mainschätze

Der Main bei Unnersdorf verbirgt einige Schätze:: Bevor der Main 1841 verlegt wurde, prallte er oberhalb von Unnerdorf gegen den Hang, wie es vergleichbar am Trimäusl bei Nedensdorf noch gut zu erkennen ist. Die Verlegung verschaffte am Prallhang einen guten Blick in die Gesteinszusammensetzung und brachte Prachtexemplare von Versteinerungen zu Tage. Beispielhaft ist hier der Ichthyosaurius zu nennen. Dieser Schädel ist in der ganzen wissenschaftlichen Welt bekannt. Nirgends gibt es ein gleichwertiges Exemplar. Die Versteinerungen der Banzer Sammlung stammen zu einem Großteil aus Unnersdorf. Wir überqueren die Mainbrücke. Es besteht jetzt die Möglichkeit, vorbei am Gasthof "Zum Anker", über markierte Wanderwege, oder entlang der Straße durch Neubanz zum Kosterkomplex zu gelangen.

Beeindruckende Barockanlage von Kloster Banz

Die beeindruckende Barockanlage zieht den Betrachter in den Bann. 170 Meter über den Maintal, auf dem vorderen Sporn der Banzberge, liegt der Ursprung in einer aus dem 9./10. Jahrhunderten stammenden Fliehburg für die umliegenden Bewohner. Diese diente gleichzeitig auch Verteidigungspunkt für die aus Osten anreitenden kriegerischen Ungarn.Mit der Stiftung der Burg als Kloster durch die Marktgrafen von Schweinfurt beginnt das sakrale Leben. Ein Großbrand 1505, Plünderungen und Zerstörungen im Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg zeichnen die Entwicklungsgeschichte von Banz. Nach den Turbulenzen der Säkularisation wurde durch glückliche Umstände im Jahre 1814 Herzog Wilhelm in Bayern Besitzer des Klosters und seiner Ländereien .Bekannte und berühmte Persönlichkeiten wurden empfangen. So beispielsweise Anfang Oktober 1918 Zar Alexander I. von Russland und Viktor von Scheffel. 1978 übernahm die CSU- nahe Hanns-Seidel-Stiftung die ehemalige Klosteranlage. Nach umfangreicher, langwieriger und schließlich gelungener Renovierung werden die Gebäude jetzt als Bildungsstätte genutzt.

Im Klosterhof bewundern wir die gelungene Renovierung der Treppenanlage und die Befestigung der Zufahrten. Dohlen begleiten uns stets. In einem Wasserauslauf am Eingangsbereich kann man gut einen Nistplatz von Dohlen erkennen. Dankenswerter Weise gewährt man uns bei der Seidel-Stiftung den Zugang zur Freiterrasse. Trotz Winterszeit bewegt uns der Blick ins Maintal. Vierzehnheiligen und der Staffelberg komplettieren mit Kloster Banz das "Bad Staffelstein Dreigestirn".

Auf dem Planetenweg

Einen "verzuckerten"" Ausblick auf unser weiteres Wanderziel, den Eierbergen mit den 4 markanten Erhebungen, genießen wir vom Parkplatz gegenüber der Klosteranlage. Unser Blick schweift auch in den Banzer Wald. Unwillkürlich berührt uns dabei auch das Thema "Songs an einem Sommerabend" mit der herrlichen Kulisse des Klosters im Hintergrund und natürlich auch dem im vergangenen Jahr eröffnete Hochseilklettergarten.

Am Fuße des Banzberges, in Höhe des Berggasthofes Banzer Wald berührt uns der Planetenweg. Auf einem Sockel findet man die Darstellung des Pluto. Der Planetenweg verläuft von Unnersdorf bis Untersiemau und ist einzelnen Stationen mit Modellen der Himmelskörper dargestellt. Es lohnt sich den sieben Kilometer langen Weg vom Pluto bis zur Sonne (Untersiemau) zu wandern. Die zehn Standbilder die seit 1998 zwischen Maintal und Itzgrund stehen, sind mit wissenswerten Informationen ausgestattet.

Am Ortsbrunnen in Unnersdorf zweigen wir ab und benutzen die alte Ortsverbindungsstraße Richtung Nedensdorf. Bei guten Wetterbedingungen ist eine Wanderungen über die neue Ortsverbindungsstraße zu empfehlen. Auf der Anhöhe eröffnet sich ein herrlicher Rundumblick über das Seeengebiet mit Freizeitgelände, Kurbereich und Bad Staffelstein sowie dem gesamten Oberen Maintal. Eine aufgestellt Ruhebank lädt zur Rast ein.

Mittelpunkt von Nedensdorf: Die Kirche Maria Königin

Zweifelsohne der Mittelpunkt von Nedensdorf ist die Filialkirche Maria Königin. Die entlaubten Bäume um die Kirche ermöglichen uns einen "Durchblick" zum Main und dem Trimäusl. Der Trimäusl ist die steilste Erhebung am Main und zugleich Naturdenkmal. Der Zugang zur Prallhangstelle ist noch einigermaßen möglich. Oberhalb des Naturdenkmales bietet sich herrlicher Rundumblick. Die Sage zum Trimäusl erzählt von einem großen Bauerngut, welches Anfang des 17. Jahrhunderts am Ufer stand. Eine unheilvolle Geschichte zwischen Vater und Sohn soll sich dort abgespielt haben. Das Gehöft wurde gemäß der Sage von den Fluten weggerissen. Ein Zwerg soll auf den Ruinen des ehemaligen Bauernhofes gesessen haben und mit höhnischem Gelächter den nachfolgend geheimnisvollen Spruch von sich gegeben haben: "Trimäusl heiß ich, gar vieles weiß sich, wenn zu mir kommt, wer mir immer frommt".

Nicht vergessen wollen wir den Fährbetrieb in Nedensdorf über den Main. Adolf Edelmann setzt in den Sommermonaten, vornehmlich bei Festivitäten in Nedensdorf, Wanderer und Radler über den Main. 2004 baute er nach Vorbild des alten Fischerkahnes seines Schwiegervaters mit seinem Bruder einen neuen Kahn. Die "Fahr" zu Nedensdorf ist bereits 1472 genannt. In Originalabschrift von 1738 ist auch der Erbhuldigungstext für die drei Ferchen zu Unnersdorf, Nedensdorf und Hausen in der Ortschronik von Unnersdorf zu lesen.

Die Eierberge: Vorposten des Jura

Für unseren weiteren Wanderweg benutzen wir die Ortsverbindungsstraße nach Wiesen. Nach der ersten Linkskehre zweigen wir rechts in den betonierten Flurweg ein. Vorbei am Modellflugplatz bietet sich immer wieder ein faszinierender Blick in Maintal. Linksseits von Banz stand einst die Burg Steglitz. Ein wahres Räubernest soll diese Burg gewesen sein. Weder des Klosters Besitz noch die umwohnenden Adeligen sollen vor den Spießgesellen sicher gewesen sein. Als Sagenumwogen gilt die Zerstörung der Burg und das Schicksal der letzten Eigentümer.

Die Eierberge (424 bis 458 üNN) und die Banzberge (473 bis 472 ü NN) bilden den nördlichen Komplex des Fränkischen Juras. Durch das fruchtbare Maintal, vom steil aufragenden eigentlichem Jura (Staffelberg) getrennt, bilden die Eier- und Banzberge sozusagen den Vorposten, der zwar geologisch noch zum Jura gehört, aber von der Waldbestockung und der Vegetation her so gar nicht in das gewohnte Bild des Juras mit seinen Trockenrasen und bizarren Kalkfelsbildungen passen will. Aufmerksamkeit erregt das Gebiet durch seine noch ursprüngliche Laubwaldbestockung, von der insbesondere die Nieder- und Mittelhölzer der Eierberge eine im ganzen nördöstlichen Fankens einmalige Waldbewirtschaftungsform aus längst vergangenen Zeiten darstellt..

Eine nahezu sprichwörtlich "himmlische Ruhe" begegnet uns in den Eierberge. Schneebedeckte Wege, überzuckerte Bäume und Sträucher und vielerlei Spuren von Rehen, Füchsen und etc. im Schnee. Die Eierberge, so der Experte Hüttner, beherbergen 30 bis 40 teils seltene Vogelarten, 307 Arten an Gefäßpflanzen und 943 Arten an Schmetterlingen. Die zoologischen und botanischen Untersuchungen zeigen, dass die Nieder- und Mittelwälder der Eierberge eines der ökologisch wichtigsten Waldgebiete Bayerns bilden.

Nach leichtem Anstieg gilt es in Höhe des Jägerstandes nach links abzubiegen. Eine Fichtenschonung begleitet und links und rechts des Weges. Das Welschenkreuz bildet gleichzeitig auch die Flurgrenze zwischen Nedensdorf, Wiesen und Draisdorf. Wir folgen dem Weg und halten und dabei stets links. An der nächsten großen Abzweigung, unweit des Waldausganges, biegen wir nach links ab. Der weiter gut befestigte Weg schlängelt sich durch den Wald und es geht stetig bergab. Wir sprechen über die Problematik des Adlerfarns und erkennen gut die Wachstumsstufen des Waldes nach der Naturverjüngung. Der Waldweg endet am Waldrand. Wir folgen den betonierten Weg zum Waldausgang und gelangen über den Eierbergweg nach Wiesen.

Wie kamen die Eierberge zu ihrem Namen?

Wollen Sie die Höhen der Wiesener Eierberge ergründen, empfiehlt es sich, am Welschenkreuz nach links abzubiegen. Sie kommen so fast auf der höchsten Stelle der Eierberge direkt zum Zentstein (Grenzpunkt zwischen Wiesen, Draisdorf und Nedensdorf) Eine ausschweifender Blick ist Tal ist die Belohnung. Für den weiteren Weg nach Wiesen können Sie auch die markierten Wanderwege B oder C nehmen. Ideal wäre die Mitnahme einer Wanderkarte. Hinter der Gastwirtschaft Hellmuth ist eine Wandertafel mit Informationen aufgestellt. Her werden sind u.a. auch 5 Wandertouren durch die Eierberge beschrieben.

Eine Einkehr ist selbstverständlich. Bei der Gastwirtschaft Hellmuth genehmigen wir uns einen "Eierberg Urstoff" und unterhalten uns über den Namen Eierberge. Es gibt hier unterschiedliche Darstellungen wie beispielsweise die Form der Berge (Eierform) oder auch; in Anlehnung an die Mainauen, Auenberge = Eierberge. Als Wahrscheinlich scheint aber folgende Erklärung:In einem Vertrag von 1738 über die Holzgerechtigkeit des Kloster Banz ist u. a. aufgeführt, dass Brennholzberechtigte soviel Brennholz zuzuteilen war, wie sie für sich und ihre Haushalte benötigten. Der Forstzins für Brennholz bestand aus Hühner, Eiern oder Käse. Diese Leistungen wurden aber seit undenklichen Zeiten nicht in Natura, sondern in Geld gegeben. Zahltag war am Michaelistag (28 September) beim Forstamt in Banz. Wenn die Holznehmer am Zahltag nach Kloster Banz hoch pilgerten, sollen die Angestellten gespöttelt haben: "Jetzt kommen wieder die von den Eierbergen….." Hier in Bezug auf die Umrechnung ein Ei = 1 Pfennig.

Für den Rückweg nach Bad Staffelstein empfhielt es sich, in Wiesen nach der Mainbrücke abzubiegen und stets dem Verlauf des Maines zu folgen. Zwischen Seenlandschaft und Main wird einem ein herrlicher Blick auf den Trimäusl gewährt. In Höhe des Freizeitbades AquaRiese stoßen sie auf die Seestraße. Halten Sie sich links, queren die Brücke und nehmen den ausgebauten Fad- und Fußweg Richtung Klinikum und Kurhotel mit Ziel Bahnhof Bad Staffelstein.

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Erstellt am 25.04.2008 | Zuletzt aktualisiert am 05.03.2010 | Impressum

Erstellt am 25.04.2008 | Zuletzt aktualisiert am 05.03.2010 | Text und Bild:

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