Rundgang um das Europadenkmal und die ehemalige Keltenstadt Staffelberg

Eine Wanderung rund um den Staffelberg hat im Frühjahr einen besonderen Reiz: Hier ist am eindrucksvollsten zu sehen, wie sich die Flora und Fauna, verbunden mit einer herrlichen Blütenpracht in diesem Jahr entwickelt. Franz Böhmer hat Wolfgang Hüttner, der als Wanderführer unter anderem für die Kurverwaltung tätig, auf dieser Strecke begleitet.

Die Strecke

Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Friedhof von Bad Staffelstein. Etwa auf halber Anhöhe – nach einer halben Stunde Gehzeit – treffen wir auf eine Wegekreuzung. Die Abbiegung nach rechts zeigt zum "Karlssteig". Wir biegen nach links ab in Richtung Parkplatz oberhalb von Romansthal. Der weniger befestigte Weg führt einige Meter entlang einer Hecke und mündet dann in einen befestigten Feldweg. Hüttner schwärmt: "Ich nenne diesen Weg den "Panoramaweg", er gibt teils herrliche Blicke ins Maintal preis."

Sie haben auch die Möglichkeit, Ihr Fahrzeug am Parkplatz oberhalb von Romansthal abzustellen und die Wanderung von hier aus zu beginnen. Um auf den Höhenweg bzw. unserem Ziel dem Plateau zu gelangen, stehen ihnen zunächst 3 Wegevarianten offen.

Der geteerte Weg der sich nach links schlängelt kommt für uns nicht in Frage. Wir entscheiden uns für den Weg der zunächst in die Waldungen verläuft. Während der Hauptwanderweg direkt in die Anhöhe führt, zweigen wir vor der Anhöhe - beim Schild "Vogelschutzgebiet" - nach links in den breiten Feldweg ab.

Vor uns steigen jetzt die Massive des ehemaligen Steinbruchs auf. Links, zwischen Steinbruch und Abhang führt ein Trampelpfad auf die Anhöhe; wir halten uns fortlaufend auf diesem Pfad immer am Rande des Steinbruchs. Wir laufen etwa 100 Meter über einen Wiesenweg und erreichen so den Höhenweg.

Sie haben jetzt die Möglichkeit den Höhenweg Richtung Vierzehnheiligen zu laufen und werden dabei stets via Wegweiser auf Wandermöglichkeiten Richtung Loffeld, Stublang (Löwental), und Uetzing hingewiesen. Gastsstätten in den genannten Orten sorgen sich um ihr leibliches Wohl.

Wir entschließen uns, die Felskrone des Staffelbergs zu erklimmen. An der folgenden Wegegabelung gehen wir nach links. Nach einem Anstieg erreichen wir das Plateau, das wir umrunden. Hier haben Sie die Möglichkeit, einzukehren oder die Adelgundiskapelle zu besichtigen.

Der Rückweg führt entweder direkt in Richtung Bad Staffelstein oder nach Romansthal.

Die Pflanzenwelt entlang der Stecke

Hüttner verweist hier auf die besonderen Vorkommen in der Botanik, die der Staffelberg zu bieten hat. Den Anfang machen die Bergwiesen mit ihrer Pflanzenvielfalt wie beispielsweise dem Akelei, was zahlreich den Weg säumt.

Es eröffnet sich für uns während unseres Aufstieges in den Wäldern ein Meer von blühendem Bärlauch, genannt auch der "Knoblach des kleinen Mannes". Über Blätter, Blüten oder Knollen entsprechend verarbeitet, hat der Bärlauch in den letzten Jahren in den Deutschen Küchen eine Renaissance erlebt. Am Wegrand zum alten Steinbruch von Romanstal zeigt sich "Eisenhut" und "Türkenbund" in Vielzahl. Unscheinbar dazwischen verweist Hüttner auf den Aronstab. Er ist noch in der Entwicklung und später an den rötlichen Kügelchen zu erkennen, die er am Stab trägt.

Der Steinbruch wurde bis 1950 betrieben und setzt sich aus Gestein der "Werkkalkstufe" zusammen. Die Steine, so Hüttner, werden gerne für Trockenmauern verwendet bzw. der Stein wurde auch gerne fein gemahlen.

Hier entpuppt sich auch ein Mekka für Sammler von Versteinerungen, was an den Umbrüchen vielseitig zu erkennen ist. Der Weg führt uns jetzt in ein Waldstück. Hier steht wieder der Türkenbund. Er wird in Kürze blühen. Den Namen erhielt die Blume wohl wegen ihrer turbanähnlichen lila Blüte. Der Wanderführer schmunzelt und erzählt: Die Rehböcke fressen den Türkenbund angeblich, um ihre Potenz zu steigern.

Wieder durch ein Blütenmehr von Bärlauch führt uns der Weg nach kurzer Zeit aus der Waldung auf eine Lichtung. Hier ist u. a. die Küchenschelte zwischen magerem Gras zu sehen. Unser Blick schweift nach halb links. Wir sehen den Steilweg vom Parkplatz, der beim Keltenwall in den Höhenweg führt und auch die jetzige Gaststätte und ehemalige Einsiedlerklause.

Orchideen auf dem Staffelberg

Hüttner kennt den Staffelberg sprichwörtlich wie seine Westentasche. Sein Wissen um die Flora und Faune weiß auch um die Vorkommen von Orchideen am Staffelberg. Eine von fünf Arten an Orchideen, das Knabenkraut, gedeiht am Staffelberg. In Blüte stand während der Wanderung das Mannsknabenkraut. Die Hauptfarbe ist lila – weiß und rosa sind eher selten. Der Name Knabenkraut dürfte wohl von der Wurzel der Blume rekrutieren, die ähnlich der Form eines männlichen Hodens ausgebildet ist. Die Pflanze so Hüttner, ist mit einem Eigenschutz, einem Pilzgeflecht, umgeben. Wird dieses Pilzgeflecht zerstört, sprich die Pflanze ausgegraben, geht sie kaputt.

Der Höhenweg

Wir stehen jetzt auf dem Höhenweg. In Richtung Vierzehnheiligen ist der Spitzberg zu sehen. Verdeckt dahinter der Alte Staffelberg. In südöstlicher Richtung zeigt sich der Lerchenberg mit seinem Wachholderbewuchs. Hüttner erzählt von den Aktivitäten des Landschaftspflegeverbandes in Bezug auf die Freilegungen am Spitzberg oder auch dem Staffelberg und der Schafbeweidung. Eine gute Sache, meint er.

In Höhe der Abzweigung "Parkplatz Romansthal" zeigt sich uns der Ringwall der ehemaligen keltischen Besiedlung. Eine Informationstafel gibt hierzu Erläuterungen.

Exkurs: Die keltische Besiedlung auf dem Staffelberg

Oberfranken dürfte am Rande der keltischen Siedlungsstruktur gelegen haben. Die frühgeschichtliche Besiedlung des Hochplateaus des Staffelbergs mit dem Bau der keltischen Wehranlagen dürfte sich um 600 – 387 v. Chr. entwickelt haben. Am Rande des "Oberzentrums" Staffelberg dürften sich in Folge eine Besiedlungsgeschichte im Maintal vollzogen haben.

Einen kleinen Einblick in die einst mächtige keltische Stadtsiedlung "Mensogada" (Mainstadt) auf dem Staffelberg zeigen die rekonstruierten Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege. Weitere Informationen mit Fundstücken, Modellen und Bilddarstellungen zum Staffelberg sind im Heimatmuseum der Stadt Bad Staffelstein zu sehen.

Die Strecke zum Staffelberg-Plateau

Unser Blick fällt auf einen Stein am Rande der Weggabelung. Eingelassen in den Stein ist eine Medaille, die so genannte "Europa Nostra Award"-Medaille. Diese Umweltauszeichnung erhielt der Staffelberg 1999. Grundlagen waren: Der Staffelberg als Kulturlandschaft, Sicherung der archäologischen Funde und Entwicklung eines Biotopverbundes. Seit 1978 vergibt die Europäsche Union diese Auszeichnung, um die Pflege des Kulturerbes zu fördern.

Wir drehen eine Runde auf dem Staffelberg. Ein Rundgang bei guten Sichtbedingungen gewährt Blicke in Richtung Süden bis zur Friesner Warte. In Richtung Westen erkennt man die Gleichberge, die Rhön und Hochrhön, im Norden erhebt sich die Feste Coburg und die Höhen um Eisfeld und in Richtung Osten kann man bei guter Sicht den Ochsenkopf im Fichtelgebirge erkennen.

Exkurs: Der Staffelberg als Wallfahrtsort

Markant sind die Kreuze, die in jede Himmelsrichtung weisen. Es handelt sich bei den Kreuzen mit den beiden Querbalken wohl um Lothringische Kreuze in Bezug auf die Heilige Adelgundis. Gepflegt werden die Kreuze von den umliegenden Ortschaften: Bad Staffelstein, Romansthal, Loffeld und Horsdorf. Die Kreuzverehrung nahm in früherer Zeit auf dem Staffelberg einen hohen Stellwert ein. So ist beispielsweise bekannt, dass in der Leidensnacht von Gründonnerstag zum Karfreitag tausende Bewohner aus der Umgebung – teils auch mit Kreuzen beladen – zum Staffelberg pilgerten. Wie schon ein kleines Wahrzeichen, wirkt beispielsweise die Silhouette des bei Nacht beleuchteten Kreuzes in Richtung Westen.

Die Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg wurde am 8 Juli 1654 durch den Würzburger Weihbischof Melchior Söllner eingeweiht. Schon damals bezeichnete Söllner den Staffelberg als "Heiligen Berg". Er sagte: "Dies ist ein heiliger Berg, ich bin nicht würdig ihn mit Schuhen zu besteigen." Er soll den Berg barfuß bestiegen haben. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war der Staffelberg ein vielbesuchter Wallfahrtsort.

Ein kurzes Verweilen in der Adelgundiskapelle ist für uns selbstverständlich. Die Kapelle wurde vor über 350 Jahren erbaut. Ob das "Heilige Grab" von Jakob Hess aus dem Jahr 1751, die 16 Heiligen an der Orgelempore, der Rabe über dem Seiteneingang oder die Bildnisse und Figuren in Bezug auf die Heilige Adelgundis - das kleine Kapellein verbirgt nicht nur Wallfahrt- und Kirchengeschichte, sondern auch die Besiedlungsgeschichte der Franken in der Region ist eng mit dem Staffelberg verbunden.

Exkurs: Die Querkele, sagenhafte Bewohner des Staffelberges

Der Staffelberg ist ein Tafelberg mit einer Gesamtfläche von drei Hektar. Die Höhle am südlich Rand des Plateaus soll einst Wohnort der Querkele gewesen sein, Wesen aus einer Sage. Die Sage erzählt, dass die Wichtel sehr hilfsbereit, geschickt und arbeitswillig den Menschen viel Arbeit abnahmen. Doch sie hatten eine große Schwäche – die sie mit der Mehrzahl der Franken teilen - , sie liebten Kartoffelklöße über alles. Manchmal stibitzten sie auch einen Kloß aus dem Kochtopf. Die meisten Hausfrauen übersahen es schmunzelnd, doch eine geizige Bäuerin gönnte das dem kleinen Volk nicht. So zählte sie ihre Klöße ab, bevor sie sie in den Topf einlegte. Und dieses Mittel half. Keine Schüssel, kein Kochtopf wurde mehr angerührt. Die Querkele blieben fortan den menschlichen Wohnungen fern. Eines Nachts zogen sie mit lautem Wehklagen vom Staffelberg fort, ließen sich bei Hausen und Nedensdorf vom Fährmann übersetzen und wurden nie mehr gesehen. Geld für die Bezahlung besaßen sie nicht. In des sollen sie den Fährmännern Ratschläge gegeben haben: Einer davon: "Esst Steinobst und Pinellen, dann wird euch das Herz nicht schwellen. An die Querkele vom Staffelberg erinnert im Übrigen der Brunnen vor dem Eingang der Obermain Therme.

Einkehr beim Staffelbergwirt

Ein Aufenthalt beim Staffelbergwirt war natürlich von Anfang an geplant. Man kennt sich. Wir wechseln einige Worte mit dem Wirt. Auf der Freiterasse platzieren wir uns neben weiteren Besuchern. Ein herrlicher Blick zur Wallfahrtsbasilika wird uns geboten.

Der Rückweg

Wir verabschieden uns und treten den Rückweg an. Links des Weges zeigt mir Wolfgang Hüttner eine Baldrianpflanze. Wir nehmen jetzt den direkten Weg in Richtung Bad Staffelstein, unserem Ausgangspunkt. Wer als Ausgangspunkt den Parkplatz bei Romansthal nutzte, muss sich nach rechts orientieren.

Während des Abstiegs haben wir stets die Felskrone des Staffelbergs im Blick. Nach etwa 200 Meter sollten sie unbedingt einen kleinen Abstecher zum Denkmal der Heiligen Adelgundis und dem Scheffeldenkmal in die Wanderung einplanen. Linksseits des Weges finden sie die beiden Denkmäler mitten zwischen Bäumen und Büschen.

Exkurs: Der Dichter Victor von Scheffel

Scheffel wurde am 16. Februar 1826 geboren. Scheffel suchte, nachdem seine poetische Schöpferkraft nachließ, 1859, genau vom 11. Juli bis 30 September, Ruhe und Erholung in Banz. Beim Schlosswirt hatte er sich eingemietet und unternahm täglich Wanderungen in die Umgebung. Seine Erlebnisse schrieb er unter anderem in seinem Staffelberg-Gedicht die Wanderfahrt nieder. 1870 vertonte Valentin Becker das Gedicht. Das Frankenlied war entstanden und machte das damalige Staffelstein populär. Das Lied wurde im ganzen deutschsprachigen Raum gesungen. Scheffel gilt als Begründer des Touristenverkehrs, in dem er die Lieblichkeit des Maintales in prächtigen Farben schilderte und dadurch viele Naturfreunde anlockte. Pläne für einen Aussichtsturm auf dem Staffelberg wurden konzipiert, jedoch nie umgesetzt. Übrig blieb von den Plänen die genannte Bronzetafel die 1929 zur Ehren Scheffels in den Fels eingebracht wurde.

Nicht minder durch Scheffel`s Frankenlied, Vierzehnheiligen, Kloster Banz und damit verbunden den Bau der Eisenbahn, kann Bad Staffelstein auf weit über ein Jahrhundert touristische Tradition zurück blicken.

Fazit

Nach Rund 3 Stunden Gehzeit, sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt, dem Parkplatz am Friedhof. Sehr interessant, dieser intensiver Rundgang. Flora, Fauna, gemischt mit Kultur und Geschichte. Man könnte es auch umschreiben: auf Scheffels Spuren. Wer eine fachkundige Begleitung wünscht, für den ist die ehemalige Kurverwaltung von Bad Staffelstein der richtige Ansprechpartner. IIustrierte Führer und Wanderkarten können dort erworben werden.

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Erstellt am 25.04.2008 | Zuletzt aktualisiert am 05.03.2010 | Impressum

Erstellt am 25.04.2008 | Zuletzt aktualisiert am 05.03.2010 | Text und Bild:

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