"Neue Wies'ner Gschichtn und Geschichtla"

"Neue Wies'ner Gschichtn und Geschichtla", unter diesem Motto fand unter der Federführung der Freiwilligen Feuerwehr eine Neuauflage der Kachelofengeschichten statt. Kommandant Karl-Heinz Jäger begrüßte im vollbesetzten Nebenzimmer - natürlich um den Kachelofen - der Gastwirtschaft Thomann besonders den Erzähler Peter Schober. Jäger freute sich auch über die Anwesenheit der Stadtarchivarin Adelheid Waschka und Anne Maria Schneider, Leiterin der Kur- und Tourismus-Service in Bad Staffelstein.

"Die Stuem ist vull", so begann Peter Schober seine Erzählungen. Zunächst brachte Schober den Anwesenden ein Rezept zu Gehör: Das "Rezept gegen Mießmacher, Grandler und Leute die sich ewig krank fühlen". Man nehme einen Esslöffel Frohsinn und eine Priese Humor, verrührt mit einem Teelöffel Hoffnung, versetzt mit einem kleinen Schnaps, Gelassenheit und oben drauf kommen noch ein paar Tröpfchen Neugier auf das Leben. Diese Mischung ergibt einen Liter Zufriedenheit. Sechs mal täglich in großen Schlücken einnehmen, so seine Empfehlung.

Der Brückenbau bei Wiesen

Dem Hauptthema des Abends widmete Schober den Brückenbau bei Wiesen über den Main. Bevor der Main 1836 verlegt wurde, so Schober, brauchten die Flößer nahezu einen Tag um die große Mainschlaife bei Wiesen zu umfahren und schließlich im Ort anlegen zu können. Aus alten Überlieferungen geht hervor, so Peter Schober, dass die Flößer in Wiesen nächtigten. Es waren harte Burschen und sie schätzten das Wiesener Bier. Vor der Mainverlegung gab es keine Brücken. Es waren jedoch gepflasterte Wagenfuhrten durch den Main angelegt. An eine konnte sich Schober besonders gut erinnern. Sie war südlich von Wiesen in Höhe des Ortes Niederau. "Angst hatte ich bei der Durchfahrt" meinte der Erzähler, deshalb auch die gute Erinnerung an die Wagenfuhrt. Bei dieser Gelegenheit erinnerte sich Schober an die oft 3 Meter tiefen Hohlwege. Die Wege waren schmal und unübersichtlich. Eine Begegnung war nicht möglich. Deshalb war vor der Einfahrt in den Hohlweg wichtig, sich mit Händeklatschen zu verständigen.

1870 wurde die erst Brücke über den Main bei Wiesen gebaut und natürlich durfte auch Zoll erhoben werden. Die Brücke, so Schober, hielt knapp 40 Jahre. Es war eine Stahlbrücke mit festem Belag. Die Sprengung erfolgte 1945 durch deutsche Truppen. Eine Verbindung nach Bad Staffelstein war wichtig, weshalb man zunächst als Notbehelf einen Steg baute. Unverzüglich gingen die Wiesener an den Bau einer neuen Brücke. Große Eichen aus dem Banzer Forst wurden mit Ochsenfuhrwerken angefahren. Bis zu 2 Meter wurden die Stämme in das Flussbett gerammt. Bereits 1946 wurde die neue Holzbrücke eingeweiht. Eine große Wallfahrt von 400 Teilnehmern wurde damals gezählt. Die Brücke konnte jedoch den Naturgewalten nicht lange trotzen. Im folgenden Winter nach der Einweihung türmten sich riesige Eisschollen vor der Brücke. Die riesigen Stämme, so Peter Schober, wurden durch die bis zu 70 cm dicken Eischollen regelrecht abgeschert.

Wieder hatte man keine Brücke mehr. Eine ehemalige Pionierbrücke trat in Wiesen fortan ihre Dienst an. Diese Metallkonstruktion mit Bohlenbelag litt aber mit den Jahren an Alterschwäche. Zuletzt durfte die Brücke nur noch mit einem Gesamtgewicht von einer Tonne überfahren werden. Durch das Klappern der Holzbohlen, dies war teilweise bis Ebensfeld zu hören, hatte die Brücke auch alsbald ihren Ruf: Man nannte sie "Ochsenklavier".

Ein Gedicht über Wiesen

Mit der Eingemeindung nach Bad Staffelstein 1974 war auch die jetzige Brücke nahezu fertig gestellt. Ein interessantes Gedicht aus dem Archiv seines Vaters trug im Anschluss Gregor Schober vor. Das Gedicht entstammte der Feder des ehemaligen Pfarrers der Pfarrei Döringstadt, Johann Vitzthum (1905 – 1968, in Döringstadt Pfarrer seit 1947) und umfasst insgesamt 12. Strophen. Darin finden sich zwei Strophen, die Wiesen direkt betreffen:

"D`Wasserleitung kommt dann auch schon no,- daß sich jeder d`Sonntag waschen ko, - dann kommst sicher nicht mehr füre, dass sie stehn an der Kirchentüre."

Peter Schober hierzu: "Die zentrale Wasserversorgung wurde in Wiesen bereits 1964 gebaut. Pfarrer Vitzhum sprach hier einen Kreis Männer an, die es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, während der Messfeier am Sonntag vor der Kirchentüre zu stehen."

"Die Wiesener tun die Erd anbohrn, am Eierberg, am Eierberg am Main, so hundert Meter haben sie schon - Und wenn d`Neonlichter blinken, meinst direkt, du bist in München."

Peter Schober erläuterte hierzu, dass Pfarrer Johann Vitzthum hier die Errichtung der zentralen Ortsbeleuchtung in Wiesen meinte. Die ging etwa einher mit dem Bau der Wasserleitung.

Ein kurzweiliger Abend, der durch die eine oder andere Geschichte von anwesenden Ortsbewohnern noch untermauert wurde und eine Neuauflage im nächsten Jahr sicher finden wird. Ortssprecher Hans Bramann dankte Peter Schober namens der Anwesenden und übereichte einen "guten Schluck".

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Erstellt am 25.04.2008 | Zuletzt aktualisiert am 05.03.2010 | Impressum

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